Tanzen wie zu Habsburgs Zeiten
2019 feierte eine von Wiens renommiertesten Tanzschulen ihr 100-jähriges Bestehen. Die Dokumentation von Stefan Wolner blickt auf die walzerselige Geschichte einer Institution.
Wo heute Jungpaare den Dreivierteltakt üben, waren einst die Hofstallungen der Lipizzaner. Elmayer Senior, seines Zeichens Rittmeister, ließ den Stallmist ausräumen und ein Tanzparkett legen. Wer in Wien zur Tanzschule gehen soll, will oder muss, der besucht die traditionelle, im Jahr 1919 von dem ehemaligen k.u.k. Rittmeister Willibald „Willy“ Elmayer-Vestenbrugg (1885-1966) gegründete Tanzschule, weil „in unserer Familie alle dort waren“, oder man erwähnt wenigstens eilfertig im Nebensatz, warum man „unbedingt“ eine andere Tanzschule besucht. So oder so: wenn in Wien das Wort Tanzschule fällt, ist der Name Elmayer nicht weit.
Die Dokumentation „Tanzen wie zu Habsburgs Zeiten“ zeigt eine Institution im Wandel der Generationen. Beim Elmayer werden mehr als nur Schrittfolgen vermittelt. Die Tanzschule hilft längst auch im weiteren Sinne beim Bewegen auf glattem Parkett und entlastet Eltern bei der Weitergabe von Etikette und Benimmregeln. Auch businness-coachings gehören zum Portfolio der Tanzschule.
Im Rahmen der Sendereihe „Erbe Österreich“ zeigt ORF III am Dienstag, dem 11. Februar, um 20.15 Uhr ein Porträt der Tanzschule, deren Gründer in den 1930er Jahren an der Konzeption des heutigen Opernballs beteiligt war und die im Lauf der Jahre gesellschaftliche Umbrüche erlebte, in denen die Werte, für die sie steht, nicht immer gefragt waren. Der Blick zurück in die jüngere Geschichte der Wiener Institution zeigt auch so manche gesellschaftliche Reibungsfläche.